Morgen früh heißt es für uns schon wieder Abschied nehmen … die zwei Wochen in Japan sind viel zu schnell vergangen und in den letzten Tagen sind wir leider auch nicht mehr zum Bloggen gekommen. Aber mindestens zwei Beiträge werden wir noch nachreichen – den Erlebnisbericht des sensationellen Kochkurses („Allein unter Japanerinnen“) und ein sehr ausführliches Fazit unserer Japanreise („Warum es gerade jetzt eine gute Idee ist, nach Japan zu kommen“).

Bis dahin zunächst einmal: Sayonara!

Shopping in Tokio kann richtig viel Spaß machen – ganz besonders wenn man auf der Suche nach originellen Spielwaren oder ausgefallenen Design-Objekten ist. Bei unserer Shopping-Tour heute Nachmittag standen beide Themen auf dem Programm: Wir verbrachten erst zwei Stunden im Kiddyland, dem bekanntesten Spielwarenladen Japans, und stöberten dann noch ein gutes Stündchen im MoMA Design Store an der Omotesando.

Dabei ist uns aufgefallen, wie sehr sich die Produktsortimente der beiden Läden mittlerweile angenähert haben. Einige der Spielsachen im Kiddyland sind so ungewöhnlich gestaltet, dass sie durchaus auch als Multiples mit künstlerischem Anspruch durchgehen würden. Und auf der anderen Seite fühlt man sich im MoMA Design Store – wie auch in vielen Museumsshops in Japan – fast wie in einem Spielwarenladen für Erwachsene: Neben Plüschfiguren von Takashi Murakami oder Yayoi Kusama findet man hier dieselben Produkte von Kidrobot oder Ugly Dolls, die es auch bei Kiddyland zu kaufen gibt.

Wir haben uns daher für unseren heutigen Blog-Eintrag ein kleines Ratespiel ausgedacht. In welchem der beiden Läden wurden wohl die folgenden Fotos jeweils aufgenommen? Notiert Euch zu jedem Bild A) für Kiddyland oder B) für MoMA Design Store. Beim letzten Objekt ist es besonders schwer – das haben wir nämlich nicht im Laden fotografiert, sondern mit ins Hotel genommen und dort live in Aktion gefilmt …
Auflösung ganz am Ende!

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Nur an zwei Tagen im Jahr öffnet der japanische Kaiser den inneren Bereich seines riesigen Palastgartens für die Öffentlichkeit: An seinem Geburtstag, dem 23. Dezember, und dann noch einmal am 2. Januar für eine kurze Neujahrsbotschaft. Die heutige Ansprache von Tenno Akihito wollten wir uns nicht entgehen lassen und standen daher am Nachmittag auch fähnchenschwenkend unter dem Balkon des Chrysanthemenpalasts.

Für die Leser unseres Blogs haben wir den Auftritt des Tenno mit der Handykamera in voller Länge gefilmt. Nur die Übersetzung können wir leider nicht mitliefern – wir vermuten aber, dass Akihito in seiner knapp zweiminütigen Rede diesen Text verlesen hat. Auf jeden Fall scheint er genau die richtigen Worte gefunden zu haben.

Im Zojo-ji-Tempel im Tokioter Stadtteil Shiba haben wir gestern Nacht den Start ins neue Jahr gefeiert. Die letzten Minuten des alten Jahres konnten wir hier in einer sehr stimmungsvollen Atmosphäre erleben und dann um Mitternacht sehen, wie am nahegelegenen Tokyo Tower die überdimensionale Leuchtschrift mit der Jahreszahl 2012 eingeschaltet wurde. Das Tempelgelände und die Straßen rund um den Tokyo Tower waren überfüllt, die Stimmung insgesamt recht ausgelassen, aber längst nicht so wild, wie man es aus deutschen Städten kennt. Feuerwerk ist in Japan zu Silvester sowieso nicht üblich und auch Betrunkene waren auf den Straßen kaum anzutreffen.

Sehr zivilisiert und gesittet ging es heute dann auch beim zweiten Teil der Neujahrsfeierlichkeiten zu: Zusammen mit mehreren hunderttausend Japanern machten wir uns auf den Weg zum Meiji-Schrein, um am so genannten Hatsumode teilzunehmen. Hinter diesem Begriff verbirgt sich der typische Neujahrsbrauch in Japan: Die allermeisten Japaner besuchen an den ersten Januar-Tagen einen buddhistischen Tempel oder Shinto-Schrein, um für göttliche Unterstützung im neuen Jahr zu beten, Geld zu spenden und Glücksbringer wie zum Beispiel kleine bestickte Stoffbeutel („O-Mamori“) zu kaufen.

Der Meiji-Schrein als wichtigste religiöse Stätte in Tokio ist dabei ein ganz besonderer Anziehungspunkt. Bis zu fünf Millionen Menschen kommen jedes Jahr zum Hatsumode hierher. Für uns war heute vor allem beeindruckend, wie geordnet sich die unglaubliche Menschenmasse vom Eingang des Yoyogi-Parks bis zum Meiji-Schrein und wieder zurück zur Harajuku-U-Bahn-Station bewegte. Kein Drängeln, kein Schubsen – und das trotz einer Wartezeit von insgesamt rund eineinhalb Stunden.

Recht gelassen wurde hier heute Nachmittag auch das erste Erdbeben des Jahres registriert: Gegen 14:30 Uhr schwankten mal wieder kurz die Häuser in Tokio. Nicht unbedingt ein optimaler Start ins neue Jahr, aber zum Glück gab es keinerlei Schäden in der Stadt. Während wir natürlich dennoch ein paar Schrecksekunden erlebten, ließen sich die Einheimischen überhaupt nicht aus der Ruhe bringen. Das Fußball-Finalspiel des „Kaiserpokals“, das am Nachmittag im Tokioter Nationalstadion stattfand, wurde trotz unruhigen Spielfelds ohne Unterbrechung fortgesetzt …

Apropos Kaiserpokal – morgen werden wir dem Tenno voraussichtlich einen kurzen Besuch in seinem Palastgarten abstatten …

Es ist wie immer in Japan – viel zu viele Eindrücke und viel zu wenig Zeit, das alles in Worten festzuhalten. Sollen wir über unseren gestrigen Wellness-Nachmittag im Odaiba Onsen schreiben, einem Bad mit angeschlossenem Themenpark im historischen Edo-Stil?

Oder besser über die fantastischen Sushi, die wir heute genossen haben?

Den Spaziergang im Ueno-Park?

Oder den Bummel durch die quietschbunten Straßen des Ameyoko-Marktes?

Das wären sicherlich alles ganz spannende Themen, aber heute soll es einmal um etwas komplett anderes gehen – und zwar um Erdbeeren.

Im Winter über Erdbeeren zu schreiben, ist in Japan zunächst einmal nichts Ungewöhnliches. Die Früchte werden hier grundsätzlich im Gewächshaus gezüchtet und von Dezember bis März geerntet – das heißt, im Moment haben Erdbeeren in Japan Hochsaison.

Die Erdbeeren, die hier im Supermarkt angeboten werden, sind sehr, sehr lecker – groß, blutrot, saftig und geschmacklich nicht ganz so standardisiert wie in Deutschland, wo ja nur besonders robuste und daher meist auch etwas langweilige Sorten wie „Elsanta“ in den Handel kommen.

Die Früchte, die wir am Mittwoch in der glitzernden Shopping-Welt von Tokyo Midtown entdeckten, fallen aber noch einmal in eine ganz andere Kategorie. In einem Laden mit dem schönen Namen „Atelier du Soleil“ kann man die wahrscheinlich teuersten Erdbeeren der Welt kaufen – zwölf Erdbeeren, fein verpackt im Geschenkkarton, kosten hier bis zu 50 Euro. Die edelste Sorte hört auf den Namen „Amaou“ und wird standesgemäß mit einer eigenen Visitenkarte präsentiert.

Im ersten Moment hört sich das natürlich unglaublich an – allerdings muss man dazu sagen, dass das Atelier du Soleil kein normaler Lebensmittelladen ist, sondern eher so etwas wie eine Obst-Boutique. Die Verkäuferinnen tragen Designer-Kostüme, das Interieur des Ladens ist edel gestaltet und perfekt ausgeleuchtet. Früchte liegen hier nicht wahllos in Kisten herum, sondern sind stattdessen auf Podesten und in Vitrinen ausgestellt. Neben verschiedenen Erdbeersorten werden auch Mandarinen, Melonen, Orangen, Äpfel und Mangos wie kleine Kunstwerke inszeniert.

Das Besondere an den Früchten sei aber nicht die Verpackung, erklärte uns eine der Verkäuferinnen, sondern der Geschmack. Im Atelier du Soleil finde man nur besonders seltene und hochwertige Obstsorten – und davon dann jeweils nur die erlesensten Exemplare. Typischerweise kaufen Kunden diese auch nicht für sich selbst, sondern eher als exklusives Mitbringsel für besondere Anlässe. Je länger wir darüber nachdenken, desto besser gefällt uns die Idee: Warum eigentlich nicht statt Blumen, Pralinen oder Wein einmal Vitamine in ihrer feinsten Form verschenken? Genügend Kunden scheint es in Japan dafür auf jeden Fall zu geben – der Laden läuft seit mehreren Jahren sehr erfolgreich. Und auch bei uns wirkt die Inszenierung mittlerweile. Die Luxus-Erdbeeren sind uns zwar etwas zu kostspielig, aber so eine High-End-Mandarine für 3,50 Euro müsste man eigentlich schon mal probieren …

Zum Schluss hier noch ein paar weitere Fotos aus den letzten Tagen:

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Volles Programm gestern bei unserem Stadtbummel rund um die Omoteseando, die Champs-Élysées Tokios: Erst eine Ausstellung über die japanischen Gärten des berühmten Landschaftsarchitekten Mirei Shigemori in der tollen Galerie Watari-Um (die übrigens von Mario Botta entworfen wurde), dann Powershopping, unter anderem bei UNIQLO, anschließend eine großartige Ausstellung über Schuh-Designs von Vivienne Westwood, zwischendurch Verschnaufpause im Toraya-Café und zum krönenden Abschluss Abendessen mit einer supernetten Japanerin, die wir im Flugzeug kennen gelernt hatten, und ihrem ebenfalls sehr netten englischen Freund. Es gab sehr viel Yebisu-Bier und Sake, daher konnten wir am Abend leider nicht mehr bloggen …

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Von der großen Hilfsbereitschaft der Japaner haben wir in den letzten Jahren schon oft profitiert. Gerade wenn man sich wie wir ohne nennenswerte Japanisch-Kenntnisse im Land bewegt, ist man immer wieder auf freundliche Menschen angewiesen, die dem ahnungslosen „Gaijin“ den Weg weisen, die Speisekarte erklären oder beim Einkaufen behilflich sind.

In diesem Jahr erleben wir allerdings eine ganz neue Dimension der Herzlichkeit. Beim Bummel gestern durch das Künstler und Hipster-Viertel Shimokitazawa genügte es, einmal kurz etwas verwirrt zu gucken – und schon kam eine Frau und fragte uns, ob sie uns helfen kann. Sie zeigte uns dann nicht nur den Weg zu dem Lokal, das wir suchten, sondern begleitete uns gleich bis vor die Tür des Restaurants, obwohl das für sie ein Umweg von etwa 20 Minuten war.

Besonders verblüffend: Drei Stunden später passierte uns praktisch dasselbe im Luxus-Einkaufsviertel Ginza – irgendwo zwischen den Flagship-Stores von Cartier, Burberry und Shiseido.

Und auch sonst werden wir viel häufiger als in den letzten Jahren direkt angesprochen und in Gespräche verwickelt. Menschen im Aufzug oder in der U-Bahn nicken uns freundlich zu und fragen uns, wo wir herkommen. Wir plaudern lange mit Cafébesitzern, Verkäuferinnen und Hotelangestellten. Und immer wieder fällt ein Satz wie „Schön, dass Sie gerade jetzt nach Japan kommen.“ Die Freude ist dabei aber auch ganz auf unserer Seite: Wir finden es sehr schön, endlich wieder hier zu sein.

Bevor wir uns jetzt wieder ins Stadtleben stürzen und uns von hilfsbereiten Japanern durch die Straßen führen lassen, hier noch ein paar Schnappschüsse aus Shimokitazawa und von der Ginza:

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Wir sind zum ersten Mal seit gut drei Jahren wieder in Japan – und damit auch zum ersten Mal seit der Katastrophe vom 11. März 2011. Die schlimmen Ereignisse rund um das Erdbeben, den Tsunami und das Atomdesaster in Fukushima haben wir aus der Ferne schockiert mitverfolgt und uns natürlich auch immer wieder gefragt, wie sich das Land dadurch verändert hat. Nach zwei Tagen vor Ort können wir noch keine umfassende Antwort auf diese Frage geben, aber ein paar erste subjektive Eindrücke weitergeben.

Eine Sache ist uns schon bei der Anreise aufgefallen: Bei unseren früheren Reisen nach Japan saßen im Flugzeug meist etwa 70-80 Prozent Asiaten und 20-30 Prozent Touristen und Geschäftsleute aus Europa. Am Samstag war das ganz anders. Der Anteil der Nichtasiaten im Flugzeug nach Tokio lag bei etwa 1-2 Prozent. Außer uns waren nur noch zwei südeuropäisch aussehende Geschäftsmänner und ein deutschsprachiger Mann mit seiner japanischen Ehefrau an Bord.

Nach der Ankunft am Flughafen Tokyo Narita ergab sich dadurch auch ein ganz neues Bild: Früher bildete sich vor dem Einreiseschalter für Touristen stets eine lange Schlange, während Japaner und Geschäftsleute mit dauerhafter Aufenthaltsgenehmigung an einem anderen Schalter durchgewunken wurden. Dieses Mal gab es im Immigration-Bereich überhaupt keine Schlange mehr – stattdessen lächelte uns der Grenzbeamte an der Passkontrolle schon von weitem entgegen und freute sich, dass er endlich wieder etwas zu tun hatte.

Bei unseren ersten Spaziergängen durch Tokio bestätigte sich dieser Eindruck: Selbst im Stadtteil Roppongi, wo sich typischerweise jede Menge westliche Geschäftsleute, Botschaftsangehörige und Touristen tummeln, fällt man als Nichtjapaner mittlerweile schon ein wenig auf. Natürlich muss man dazu sagen, dass Weihnachten nicht die typische Reisezeit für Japan ist und auch viele „Expats“ zu dieser Zeit das Land für ein paar Wochen verlassen. Dennoch ist auch klar: So ganz normalisiert hat sich der Alltag in Tokio neun Monate nach Fukushima noch nicht – zumindest aus unserer westlichen Sicht.

Die Perspektive der Japaner ist möglicherweise eine etwas andere: In ersten Gesprächen im Flugzeug, im Hotel, in Geschäften und Restaurants hatten wir eigentlich immer das Gefühl, dass die Menschen das Vergangene hinter sich lassen wollen und sogar recht optimistisch nach vorne blicken. Dazu passt auch eine Meldung, die wir in einem englischsprachigen Stadtmagazin gelesen haben: Schriftzeichen des Jahres in Japan wurde in diesem Jahr das Kanji „Kizuna“, das sich mit „Verbindung“ oder „Band der Freundschaft“ übersetzen lässt. Die Japaner wählten also nicht einen Begriff, der für die Katastrophe steht wie zum Beispiel „Tsunami“, „Erdbeben“ oder „Strahlung“, sondern ein Zeichen, das die Solidarität im Land symbolisieren soll.

Und 2012 steht hoffentlich sowieso unter besseren Vorzeichen: Wie angesichts der vielen Schaufensterdekorationen hier in Tokio nicht zu übersehen ist, beginnt in wenigen Tagen das Jahr des „Wasser-Drachen“ – und der gilt allgemein in Asien als großer Glücksbringer.

… wünschen wir Euch allen aus Tokio! Wir sind heute Morgen gut gelandet – und, ja: auch in Japan feiert man jetzt gerade Weihnachten.

Sogar einen etwas überdrehten Weihnachtsmann haben wir beim ersten Stadtbummel schon gesehen …


Sehr gut gefallen hat uns auch das geschmückte Schaufenster eines Zoofachgeschäfts – eine sehr gute Idee, Haustiere direkt in die Weihnachtsdekoration einzubeziehen und den Dackel kurzerhand in ein Rentier zu verwandeln.

Mehr weihnachtliche und nichtweihnachtliche Impressionen aus Tokio gibt es in den nächsten Tagen – heute fallen uns dank Jetlag doch schon recht früh die Augen zu …

Mehr als drei Wochen im Land der aufgehenden Sonne sind wie im Flug vergangen. Bevor wir morgen wieder in den Flieger nach München steigen, servieren wir Euch heute noch einmal eine gemischte Sushi-Platte mit allerhand Schnappschüssen aus den letzten ein, zwei Wochen. Mit dabei sind unter anderem diverse Monsterkrabben, die Mitglieder des Rockabilly-Clubs Tokyo, aufstrebende Nachwuchsbands aus der J-Pop-Szene sowie einige weitgereiste Räuchermännchen.

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Gemischte Sushi Platte 4, posted with vodpod

So ganz beendet ist unser Japan-Blog damit aber noch nicht – sobald wir wieder in Deutschland sind, gibt es noch einen Nachschlag …